Leonie Dörr managt die Tiere und die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Karlshof

Der Karlshof in Roßdorf, Hessen

Auf dem Karlshof werden 330 Kühe gemolken und insgesamt 680 Tiere gehalten. Leonie Dörr ist für das Management aller Tiere auf dem 200 ha Betrieb verantwortlich. Ihr Vater Michael lässt ihr da weitestgehend freie Hand und kümmert sich um das Füttern der Tiere. Leonies Mutter übernimmt das Füttern der Kälber. Zum Betrieb gehören außerdem noch zwei fest angestellte Mitarbeiter, zwei Auszubildende und eine weitere Aushilfskraft.

Der Betrieb liegt in einer stark besiedelten Region vor den Toren Frankfurts in Hessen. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit öffnet sich der Karlshof, um für sich und die Landwirtschaft im Allgemeinen zu werben.

Kälberaufzucht Deluxe

Die Kälber kommen nach der Geburt in eine Cuddlebox. D.h. sie werden aus der Abkalbebox entfernt, können aber durch das Fressgitter immer noch von der Kuh erreicht werden. In dem speziell eingerichteten Raum erfolgt die Erstversorgung des Kalbes, dazu gehört auch die Biestmilchgabe von 4 Litern.

Sobald die Kälber trocken sind, kommen sie in Einzeliglus, die in drei Reihen mit Dächern trocken und geschützt stehen. Mit viel Stroh und guter Hygiene bietet der Karlshof den Kälbern hier einen idealen Start. „Bei Bedarf bekommen die Kälber noch eine Wärmelampe in den Iglu gehängt“, berichtet Leonie.

„Wir füttern im MilchTaxi einen Mix aus hochwertigem Milchaustauscher mit mind. 50 % Magermilchpulver und angesäuerter Transitmilch unserer gekalbten Kühe. Dabei steigern wir die Milchmenge am MilchTaxi mit der Smart-ID-Futterkurve auf 2 × 4,5 l am Tag.“ Die Kälber bekommen bereits ab dem ersten Tag Wasser und eine selbstgemischte Trocken-TMR angeboten.

Leonie hat die Erfahrung gemacht, dass das Enthornen kurz vor der Umstallung in den Gruppenstall und an den Tränkeautomaten am besten funktioniert. „Morgens nach der ersten vollen Tagesmahlzeit sediere ich die Kälber und enthorne sie. Abends zur nächsten Mahlzeit sind sie dann wieder so fit, dass sie die volle Milchmenge trinken. Früher, als wir die Kälber in der Gruppenbucht enthornt haben, war es stressig für die Tiere und uns Menschen. Zudem haben die Kälber auch nicht immer die vollen Tagesmengen abgerufen, was sie zusätzlich belastet hat.“

Nachdem freitags enthornt wird, kommen die Kälber jetzt montags im Alter von ca. 3 Wochen in die Gruppenbox. „Immer zwei Kälber zusammen, denn dabei bauen sie mit dem Umstallen eine sehr intensive Bindung zueinander auf und bleiben dann auch Freunde fürs Leben. Ich sehe sie später als Kühe immer noch gemeinsam in den Melkstand kommen und ich versuche darauf zu achten, dass die Paare immer zusammenbleiben. Das kostet mich kein Geld und ich denke, dass zufriedene Kühe in gutem sozialen Umfeld weniger anfällig für Probleme sind.“ ist Leonie überzeugt.

Das Umstallen mit drei Wochen gefällt Leonie sehr gut: „Zuvor mit 2 Wochen geschah die Umstallung zu einer Zeit, in der einige Kälber auch mal Durchfallprobleme haben. Jetzt haben wir weniger Probleme damit!“

Im Gruppenstall werden die Kälber am H&L 100 Tränkeautomaten mit 175 g/l Wasser (ca. 15 % TS) und 9 l am Tag getränkt. Beim Anlernen verfolgt Leonie eine bestimmte Philosophie: „Anstatt den Kälbern auch am Automaten 4,5 Liter anzubieten, bekommen sie hier nur ca. 3,4 Liter pro Besuch. Dann haben sie auch nach dem ersten Anlernen noch ein Anrecht auf eine volle Mahlzeit und können sich diese selbst abholen. Wichtig ist mir auch, dass wir die Kälber mit Ruhe und Geduld anlernen. Dann verbinden die Kälber den Besuch der Station mit einem positiven Erlebnis.“

„Wir füttern die 9 l bis zum Alter von 66 Tagen und tränken dann sehr langsam in 0,2 l Schritten pro Tag ab. Mit ca. 90 Tagen sind die Kälber abgetränkt. Weil wir parallel aber auch über die Tierwaagen in den Tränkestationen abtränken, sind viele Kälber schon deutlich früher von der Milch abgesetzt, da sie schneller gewachsen sind . Mit diesem Verfahren erreichen wir Tageszunahmen von deutlich über 900 g.“

In den Buchten sind rotierende Kälberbürsten und große Bälle angebracht. Das nehmen die Kälber sehr gerne an und spielen intensiv mit beiden Elementen. Dies ist ein weiteres Zeichen für den Fokus auf das Tierwohl auf dem Karlshof.

Leonies Zukunftsgedanken

Was würdest du in deiner Kälberhaltung anders machen, wenn du komplett neu anfangen könntest?

„Ich denke, ich würde die Kälber bis 4 Wochen im Einzeliglu halten, auch wenn das Anlernen der Kälber am Automaten dann etwas schwieriger ist. Außerdem finde ich die Pärchenhaltung in Zweieriglus sehr interessant. Später in der Gruppenhaltung würde ich die Gruppen kleiner machen. Zum Beispiel 6 Kälber in einer Bucht, um den Altersunterschied zu reduzieren. Ich sehe aber keinen Sinn die Gruppenfütterung ohne Tränkeautomaten zu machen. Ich würde weiterhin mit dem Tränkeautomaten füttern. Wir sparen Arbeitszeit, für das Kalb ist es viel komfortabler und die Überwachung der Tageszunahme sowie das langsame Abfüttern sind für mich sehr wichtig.“

Ein erster Schritt ist schon getan: Im Frühjahr 2022 kommt der neue CalfExpert Tränkeautomat und ersetzt den aktuellen H&L 100. Familie Dörr freut sich besonders auf die erweiterten Möglichkeiten der Datenauswertung mit dem CalfExpert.

Außergewöhnliche Öffentlichkeitsarbeit

Die Besonderheit am Karlshof ist, dass er neben dem 24-Stunden-Verkauf tagtäglich zwischen 11 und 19 Uhr von vielen Menschen besucht wird. Hier geht es nicht nur um den Verkauf von regionalen Produkten, sondern darum das Image des Karlshofs und der Landwirtschaft im Allgemeinen zu verbessern. „Die Verbraucher können sich frei bewegen und alles anschauen, was wir machen. Wir wollen den Leuten die echte Landwirtschaft näherbringen“, so Leonie.

Mittlerweile werden an mehreren SB-Automaten über 100 Produkte wie Molkereiprodukte, Suppen, Fleischwaren, Lachs, Kartoffeln, Eier und handgebackene Cookies aus der Region und der benachbarten Landwirtschaft verkauft. Besonders Familien mit Kindern nutzen dieses Angebot und am Wochenende kommen bis zu 200 Menschen auf den Betrieb, um auf dem Spielplatz zu spielen, mit Ziegen zu kuscheln oder auf dem Barfußpark Landwirtschaft mit allen Sinnen genießen zu können.

Ein wichtiger Bereich ist auch die Arbeit von Leonie in den sozialen Medien. Täglich postet sie Inhalte von ihrer Arbeit mit den Kühen und Kälbern bei Instagram und Facebook. „Dabei achte ich darauf, dass es immer realistisch ist und ich die Leute motiviere, es sich hier vor Ort anzuschauen. Und wenn sich Familien auf Instagram miteinander zum Spielen auf unserem Hof verabreden, freue ich mich besonders“, berichtet Leonie begeistert.

„Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den Nachbarn und Verbrauchern. Das erleichtert unsere Arbeit und bringt zusätzliche Freude in den Arbeitsalltag, wenn uns zum Beispiel jemand beim Güllefahren freundlich zuwinkt!“, bestätigt Leonie den Erfolg.

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